In einem heute in der Tageszeitung „Die Welt“ erschienen Artikel spricht sich der Vorsitzende
des CDU Bezirksverbandes Trier, Michael Billen, gemeinsam mit dem ehemaligen CDA
Landesvorsitzenden und Mitglied des CDU-Landesvorstandes, Josef Zolk, für einen
flächendeckenden Mindestlohn aus. Er vertritt dabei die Ansicht, dass die Mehrheit der Basis
seiner Meinung sei.
Der Vorsitzende der Jungen Union im Bezirksverband Trier, Frank Müller, zeigte sich sehr
verwundert darüber, dass Michael Billen anscheinend meine, ohne dass das Thema einmal
innerhalb der Partei ausdiskutiert wurde, „quasi über den Daumen gepeilt“ sagen zu können,
welcher Meinung die Basis sei. Die Meinung der Jungen Union sei dazu jedenfalls nicht
eingeholt worden, und „wir erheben schon den Anspruch darauf, einen nicht unwesentlichen
Teil der Basis zu repräsentieren“, so Müller selbstbewusst.
Das Thema Mindestlohn beschäftige derweil durchaus die Junge Union. „Wir hatten dieses
Thema bei unserer letzten Bezirksvorstandssitzung auf der Tagesordnung.“, berichtet Müller
„Es ist auch bei uns Grundkonsens, dass, wer den ganzen Tag arbeitet, auch davon in der Lage
sein müsse, sich und seine Familie anständig zu versorgen.“ Ob dazu allerdings ein
allgemeiner gesetzlicher Mindestlohn die Lösung sei oder vielmehr andere negative Folgen
wie einen Rückgang der Arbeitsplätze in den betroffenen Branchen hätte, werde in der JU
differenzierter gesehen. „Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, darüber unter Einbeziehung
der Mitgliederbasis einen Diskussions- und Meinungsfindungsprozess zu führen, da wir für
einen solchen den Bedarf sehen, auch wenn Michael Billen den anscheinend in der CDU nicht
sieht.“
Die Tendenz im Vorstand sei indes klar gegen einen allgemeinen Mindestlohn gewesen, so
Müller. „Auch ich sehe die große Gefahr, dass dadurch Menschen, die jetzt zumindest in der
Lage sind, einen erheblichen Teil ihres Einkommens selbst zu erwirtschaften, dann komplett
auf die staatlichen Sozialsysteme angewiesen sind. Die Beispiele Michael Billens für die
Arbeitsmarkverträglichkeit eines Mindestlohns, dass sich die Menschen die Haare ja nicht in
Polen schneiden ließen und dass auch niemand seine Wohnung zum Putzen dorthin
transportiere, sind in diesem Zusammenhang geradezu haarsträubend. Das ist so zwar
faktisch richtig, da Dienstleistungen häufig standortgebunden sind, jedoch lassen sich
zumindest einige die Haare dann halt etwas seltener schneiden und putzen ihre Wohnung
selbst, wenn die Preise dafür steigen. Also würden dann zwangsläufig auch weniger
Arbeitskräfte in diesen Bereichen benötigt“, zeigt sich Frank Müller überzeugt, „wobei viele
Menschen dann ihre Tätigkeit auch noch schwarz fortführen werden.“ So warnt zum Beispiel
der Schattenwirtschaftsexperte Professor Friedrich Schneider vor einem Anstieg des
Volumens der Schwarzarbeit um 25 Milliarden Euro, für den Fall dass ein Mindestlohn von
7,50€ eingeführt wird, wie Michael Billen ihn fordert.
Auch das Argument Billens, dass schließlich viele Länder in der EU und die USA Mindestlöhne
ohne nachteilige Folgen hätten, lässt Müller so nicht gelten. „Dann muss man sich auch die
Arbeitsmärkte dieser Länder anschauen, die allesamt sehr viel flexibler als der deutsche sind,
und daher auch ganz anders auf solche Eingriffe reagieren. Man kann hier nicht Äpfel mit
Birnen vergleichen.“ Außerdem liege beispielsweise in Großbritannien der Mindestlohn in fast
allen Branchen deutlich unter dem Marktniveau.
Es gebe eine ganze Reihe anderer Ansätze wie zum Beispiel eine negative Einkommenssteuer
oder die Ausweitung des Entsendegesetzes, die man ernsthaft prüfen müsse, um den
Menschen zu helfen, bevor man nach einem allgemeinen Mindestlohn rufe, der grundlegende
Kräfte des Marktes störe. „Mir graut es bei der Vorstellung, dass in Zukunft dann bei jeder
Bundestagswahl die Anhebung der Mindestlöhne Wahlkampfthema sein wird. Ich habe
zunehmend den Eindruck, dass das Grundübel, nämlich dass die zu geringe Nachfrage nach
Arbeitskräften aufgrund von nach wie vor zu niedrigem Wirtschaftswachstum und dem
überregulierten Arbeitsmarkt auch in unserer Partei aus dem Blick gerät. Auch darüber, dass
das Überangebot an Geringqualifizierten zusätzlich durch gravierende Mängel im
Bildungssystem verschärft wird, müssen wir ernsthaft reden. Das Herumdoktern an den
Symptomen durch den Ruf nach planwirtschaftlichen Instrumenten, die am Ende alles
verschlimmern, sollten wir dabei der SPD überlassen. Die Junge Union fordert auf jeden Fall
eine ordentliche, offene Diskussion zu diesem Thema innerhalb der Partei, anstatt darüber zu
orakeln wie nicht stattgefundene Abstimmungen auf Parteitagen ausgegangen wären. Wir
werden uns jedenfalls keine Einzelmeinungen als vermeintlichen Konsens aufs Auge drücken
lassen, solange sie sich nicht auch als solcher, zumindest jedoch als Mehrheitsmeinung,
herausgestellt haben“, so JU-Bezirksvorsitzender Frank Müller abschließend.